Philosophie

Stefan Petri

Jeder Patient kommt mit seinem persönlichen Anliegen, für das er sich durch die Behandlung Veränderung wünscht.
Meist benennt er Symptome, ohne seine eigentliche Krankheit zu kennen.

Was ist die Krankheit?

Die langjährige Behandlung von Kindern hat mich gelehrt, dass es bei jedem individuellen Lebensweg einen Moment gab, an dem physiologische Prozesse durch krankhafte Prozesse abgelöst wurden oder auch noch werden.
Dieser Zeitpunkt ist nicht mit dem Beginn der Symptome oder Beschwerden gleichzusetzen. Vielmehr entgleist durch die Anhäufung verschiedener Faktoren die gesunde Funktion der Lebenskraft in eine krankhafte.
Mit Krankheit ist hier nicht die Summe der Beschwerden und Symptome gemeint, sondern das Funktionieren eines Individuums nach anderen Gesetzmäßigkeiten.
Das ist der Beginn von Krankheit im eigentlichen Sinne.
In der alten Heilkunde unterschied man zwischen „gesunden“ und „kranken“ Krankheiten. D.h., es gibt krankhaft erscheinende Symptome, die letztlich der Genesung des angeschlagenen Organismus dienen (z.B. ein Katarrh des Nasen- Rachen-Raums, ein angemessenes Fieber, ein reaktiver Hautausschlag…).
Dagegen ist eine „kranke“ Krankheit durch Prozesse gekennzeichnet, die für den momentanen Zustand nicht angemessen sind und nicht im Interesse des Organismus ablaufen (z.B.  Allergien, Autoimmunerkrankungen, Gemütsspaltungen, Krebs…).
Genau den Punkt zu finden, an dem die Geschichte des Patienten anfing, nach krankhaften Gesetzmäßigkeiten zu laufen, sehe ich als meine Hauptaufgabe bei meiner therapeutischen Arbeit.
Während dieser Punkt der Krankheitsentstehung bei akuter Krankheit relativ leicht zu finden ist, erfordert diese Arbeit bei chronischer Krankheit professionelles Geschick.
Bei chronischen Krankheitsprozessen hat sich der Organismus (die Funktionseinheit aus Körper, Geist und Seele) schon seit längerer Zeit mit dem krankhaften Zustand abgefunden. Der Entstehungszeitpunkt ist verdeckt, versteckt und mit Schichten überlagert.
Meine Arbeit bei chronischer Krankheit gleicht dem Vorgehen eines Detektives, der Indizien der Krankheit sammelt, sie ordnet und in Zusammenhänge bringt, um herauszufinden, wo und wodurch genau das Kranksein angefangen hat.
Um die Fakten für diese detektivische Suche zu gewinnen, bedarf es einer sehr differenzierten Anamnese (Krankheitsgeschichte), um die Individualität des Patienten mit seiner Geschichte zu erfassen.
In diese „Geschichte“ gehören die genetische Voraussetzung, die Erfassung der Konstitution mit all ihren Facetten, das kulturelle und das soziale Umfeld sowie die Schichten der Krankheitsentstehung. Eine solche Anamnese erfordert Zeit und intensive Zuwendung.

Wie heilen?

Alle therapeutischen Methoden, die ich in meiner Praxis anwende, haben eines gemeinsam:
Sie setzen Reize, um im Organismus Reaktionen anzufachen, die natürlicherweise von alleine ablaufen sollten: Das heißt, sie lösen Blockaden auf von Heilungsprozessen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nur unzureichend ablaufen.
Diese Reize sind von ihrer Art alle der Natur entnommen, sei es eine Pflanze, sei es ein potenziertes Mittel aus den Naturreichen in der Homöopathie oder sei es ein physikalischer Reiz (Wärme, Kälte, manuelle Therapien).
Echte Naturheilkunde in meinem Sinne heißt nicht statt einem chemisch-synthetischen Medikament ein Mittel natürlichen Ursprungs (z.B. eine Heilpflanze) zu verordnen. Es geht darum, therapeutische Reize so zu setzen, dass Heilung, wie die Natur sie vorsieht, in Gang kommen kann. Um Reize gezielt setzen zu können, ist die exakte Kenntnis der „Krankengeschichte“ notwendig.
Folge und Ziel einer solchen Herangehensweise ist es, die „Bandbreite“ eines Menschen zu vergrößern, d.h. seine Konstitution zu stabilisieren.
Dies stellt nicht nur die beste Krankheits-Prophylaxe dar, sondern macht besonders Kinder robuster und langfristig gesünder.

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